Branchenstudie von Bronk & Company zum innovativen Supply Chain Management in der Metallindustrie – Teil 2/3

Aufgrund eines sich stark verändernden Marktumfelds, sich ändernder politischer Rahmenbedingungen, fortschreitender Digitalisierung sowie weiterer externer disruptiver Änderungen, wie z.B. der Klimawandel oder die Covid19-Pandemie, zeigt sich in der Metallbranche umfassender Handlungsbedarf für Veränderungen in der Wertschöpfungskette.

Die Herausforderungen, die sich dadurch für die Supply Chain ergeben, werden im Folgenden auf Basis der gesammelten Antworten von Fach- und Führungskräften aus der Metallindustrie vorgestellt und diskutiert.

Die Studie gliedert sich in die drei Bereiche:

  1. Der bereits im September 2021 erschienene erste Teil der Studie befasst sich mit aktuellen und zukünftigen Herausforderungen für die Metallindustrie mit einem Fokus auf das SCM.
  2. Im aktuellen zweiten Teil der Studie wird das Thema Nachhaltigkeit in der Metallindustrie und den daraus folgenden Konsequenzen näher beleuchtet.
  3. Der im nächsten Monat folgende dritte und letzte Teil der Studie richtet den Blick auf das Thema Responsible Sourcing in der Buntmetallindustrie und zeigt auf, welche Veränderungen und Risiken eine solche Strategie für die Produzenten und deren Kunden impliziert.

Megatrend: Nachhaltigkeit in der Metallindustrie

In der Metallerzeugung ist CO2 im Vergleich zu anderen Industrien ein überproportionales Nebenprodukt. CO2 ist eines der Treibhausgase, welche für den Klimawandel verantwortlich sind. In Folge des „European Green Deals“ steht die Metallbranche daher jetzt unausweichlich vor der Aufgabe die Produktion so umzustellen, dass der gesamte Prozess bis 2050 CO2-neutral abläuft.

Klimapolitik: Chance oder Risiko für die Metallindustrie?

Der wesentliche Fokus wird für europäische Metallhersteller in den kommenden Jahren auf der Umstellung der Technologie hin zur CO2-Neutralität liegen (siehe Abbildung 1). Ferner muss die Erzeugung ausreichender „Grüner Energie“ weiter vorangetrieben und den Unternehmen in benötigter Menge und zu kompetitiven Preisen zur Verfügung gestellt werden.

Ohne diese Voraussetzungen wird die Transformation nicht gelingen können. Dies sehen auch über 70% der befragten Unternehmen als Kernelemente für externe Rahmenbedingungen (siehe Abbildung 2). Forschungsförderung und Subventionen sind künftig ebenfalls wichtige Bausteine.

Auswirkungen der Klimamaßnahmen auf die Supply Chain

Um die Klimaziele zu erreichen, müssen jedoch nicht nur die politischen Rahmenbedingung, sondern auch die Supply Chain maßgeblich angepasst werden. Die stärksten Eingriffe sehen die Befragten in den Unternehmensbereichen Produktion, Beschaffung und Logistik (siehe Abbildung 3). Weniger Veränderungen sehen die Befragten im Bereich des Vertriebs (30%). Allerdings sehen wir schon heute, dass sich die aktive Vermarktung klimafreundlicher Produkte positiv auf den Absatz und die Kundenbindung auswirken kann. Hier sollten Unternehmen über alle Unternehmensbereiche hinweg Chancen suchen und realisieren.

Dieses Bild erhärtet sich auch durch die Fragen nach den am stärksten betroffenen Prozessen. Aus Sicht der Teilnehmer sind dies einerseits die Beschaffung und andererseits die Produktionsplanung (siehe Abbildung 4). Beide Prozesse wurden von mehr als der Hälfte der Teilnehmer besonders hervorgehoben. In der Beschaffung ist davon auszugehen, dass die Komplexität der Planung durch gesteigerte Umweltauflagen, wie z.B. die Berücksichtigung des ökologischen Fußabdrucks oder auch die Substitution von Kohlenstoff durch Wasserstoff, erhöht wird.

Neben einer mittel- bis langfristig aufgesetzten Roadmap, um die Supply Chain für die Zukunft aufzustellen, können auch ad-hoc Maßnahmen zu einer besseren Ökobilanz führen. So sieht mehr als jeder dritte Studienteilnehmer besonders viel Potenzial in der kurzfristigen Verbesserung der eigenen CO2-Bilanz, z.B. durch den Einsatz von Ökostrom (siehe Abbildung 5). Optimierte Losgrößen und auch die Vermeidung von CO2-intensiven Produktionswegen sind weitere favorisierte Maßnahmen.

Der Megatrend Klimawandel stellt die Metallindustrie vor enorme Herausforderungen. Für die Supply Chain bedeutet dies, entlang der gesamten Kette die Herausforderungen zu erkennen, zu analysieren und möglichst in einen Wettbewerbsvorteil umzuwandeln. SCM muss hier als zentrale Funktion im Unternehmen positioniert werden, welche das Handwerkszeug und den bereichsübergreifenden Blick besitzt, um Optimierungspunkte aufzuzeigen und die nachhaltige Durchsetzung zu überwachen. Von der langfristigen Perspektive losgelöst gibt es auch kurzfristig viele Möglichkeiten, sich den Trend zunutze zu machen und Chancen für das eigene Unternehmen zu generieren.