Branchenstudie von Bronk & Company zum innovativen Supply Chain Management in der Metallindustrie – Teil 3/3

Aufgrund eines sich stark verändernden Marktumfelds, sich ändernder politischer Rahmenbedingungen, fortschreitender Digitalisierung sowie weiterer externer disruptiver Änderungen, wie z.B. der Klimawandel oder die Covid19-Pandemie, zeigt sich in der Metallbranche umfassender Handlungsbedarf für Veränderungen in der Wertschöpfungskette.

Die Herausforderungen, die sich dadurch für die Supply Chain ergeben, werden im Folgenden auf Basis der gesammelten Antworten von Fach- und Führungskräften aus der Metallindustrie vorgestellt und diskutiert.

Die Studie gliedert sich in die drei Bereiche:

  1. Der bereits im September 2021 erschienene erste Teil der Studie befasst sich mit aktuellen und zukünftigen Herausforderungen für die Metallindustrie mit einem Fokus auf das SCM.
  2. Im zweiten Teil der Studie, der im Oktober 2021 erschien, wird das Thema Nachhaltigkeit in der Metallindustrie und den daraus folgenden Konsequenzen näher beleuchtet.
  3. Im dritten und letzten Teil der Studie richtet sich der Blick auf das Thema Responsible Sourcing in der Buntmetallindustrie und zeigt auf, welche Veränderungen und Risiken eine solche Strategie für die Produzenten und deren Kunden impliziert.

Megatrend: Responsible Sourcing

In der Metallindustrie gewinnt das Thema der verantwortungsvollen und nachhaltigen Beschaffung, Responsible Sourcing, zunehmend an Bedeutung und wird mehr und mehr zum Wettbewerbsfaktor. Hierbei spielen nicht nur ökologische, sondern auch ethische und soziale Aspekte eine entscheidende Rolle. Dies macht es unabdingbar, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit in seiner Supply Chain auseinander zu setzen.

Die Metallindustrie in einer Zwickmühle

In unserer Umfrage zeigt sich, dass Responsible Sourcing jedoch nur schleppend in den Unternehmenszentralen Einzug nimmt (siehe Abbildung 1). So geben nur 12% aller Teilnehmer an, bereits eine Responsible Sourcing Strategie eingeführt zu haben. Jedes zweite Unternehmen hat eine entsprechende Strategie in Planung, während 41% der Teilnehmer bisher keine Aktivitäten in diese Richtung geplant haben.

Trotz der starken Aufmerksamkeit in der Politik (Stichwort „Lieferkettengesetz“) und zunehmend in den Unternehmen, ist eine erhöhte Zahlungsbereitschaft der Unternehmen für „responsible gesourcte“ Vormaterialien und Rohstoffe nur selten vorhanden (siehe Abbildung 2).

Responsible Sourcing wird dementsprechend noch nicht durchgehend als Wettbewerbsfaktor gesehen. Nach der Einschätzung von B&C wird die Relevanz des Responsible Sourcings für den Wettbewerb jedoch in Zukunft steigen.

Ein Großteil der Teilnehmer sieht einen „erhöhten Aufwand zur Identifikation, Zertifizierung und Überwachung der Lieferanten“ (82%), sowie eine deutliche „Erhöhung des Dokumentationsaufwands“ (73%), was beides mit zusätzlichen Kosten verbunden ist (siehe Abbildung 3).

Dies fördert den Drang, intelligente Lösungen im Rahmen der Digitalisierung auch über Unternehmensschnittstellen hinweg zu entwickeln und zu implementieren. Bisher ist die Sorge gering, dass es aufgrund einer fehlenden Responsible Sourcing Strategie zu Versorgungsengpässen kommt. Nur jedes dritte Unternehmen rechnet mit „Einschränkungen der Bezugsquellen“ ihrer Rohmaterialversorgung.

Die mangelnde Bereitschaft, höhere Preise für nachhaltig gewonnene Rohstoffe etc. zu zahlen, kann auch damit zusammenhängen, dass Abnehmer und Konsumenten bisher wenig Interesse für Responsible Sourcing ihrer Lieferanten zeigten (siehe Abbildung 4). Hier wird es aufgrund neuer gesetzlicher Rahmenbedingungen (Lieferkettengesetzt) zwangsläufig zu einem Umdenken kommen müssen.

Die meisten Produzenten glauben nicht, dass sie etwaige Zusatzkosten an ihre Kunden weitergeben können. So sehen die meisten Produzenten den Mehrwert einer Responsible Sourcing Strategie bisher in der Außendarstellung (Reputationszuwachs und Differenzierung ggü. dem Wettbewerb) und in der Möglichkeit, Kunden und Partner stärker an sich zu binden. Erstaunlicherweise sieht mehr als ein Viertel der befragten Unternehmen keinen nennenswerten Vorteil in einer Responsible Sourcing Strategie (siehe Abbildung 5).

Man kann konstatieren, dass sich die Branche in einem schwierigen Spannungsfeld befindet. Einerseits zehren internationale Konkurrenz und Überkapazitäten am Markt schmale Gewinnmargen auf, andererseits erfordern höhere Auflagen und eine durchgängige Transparenz und Kontrolle über die Supply Chain zusätzliche Investitionen und Kosten.

Hier gilt es, intelligente Wege zu finden, damit Wettbewerbsfähigkeit und verantwortungsvolles Wirtschaften gemeinsam funktionieren. Digitalisierung entlang der Supply Chain wird ein wesentlicher Faktor sein, aber auch Regulierung ist notwendig, um einerseits den ökologischen, ethischen und sozialen Bedürfnissen gerecht zu werden und andererseits keine einseitigen Wettbewerbsnachteile zu schüren. Es gilt künftig Business Cases zu erarbeiten, in denen Responsible Sourcing nicht nur auf der Kostenseite zum Tragen kommt, sondern einen Vorteil für das Geschäftsmodell generiert.