„KI in der Metallindustrie – wo stehen wir?“
Eine Umfrage in der Branche

Künstliche Intelligenz (KI) wird derzeit intensiv diskutiert und als der nächste große Meilenstein in der Digitalisierung und Automatisierung angesehen, der die gesamte Wirtschaft und auch die Metallindustrie revolutionieren könnte. In den letzten Jahren wurden erhebliche Fortschritte erzielt, vor allem im Bereich der Sprachmodelle wie ChatGPT oder DeepSeek. Diese Entwicklungen eröffnen neue Möglichkeiten und Perspektiven für viele Industriezweige. Um die Einschätzung innerhalb der Metallindustrie zu KI zu erfassen und den aktuellen Stand bei der Umsetzung zu beleuchten, haben wir eine für die Branche repräsentative Umfrage durchgeführt. In diesem Beitrag werden die Ergebnisse diskutiert.

Bedeutung von KI für die Metallindustrie

Bei der Frage an ChatGPT „Wie schätzen Sie die Bedeutung von KI für die Metallindustrie in der Zukunft ein?“ lautet die Antwort nicht überraschend „sehr hoch“. Die Teilnehmer der B&C-Studie teilen diese Einschätzung nur zu 30% (vgl. Abbildung 1), immerhin schätzt die Mehrheit der Teilnehmer (48%) die Relevanz als „hoch“ ein. Damit messen knapp 80% der Befragten KI eine hohe oder sehr hohe Bedeutung für die Zukunft ihres Unternehmens bei, während nur 5% von einem geringen Einfluss ausgehen. Der Rest ist unentschieden oder neutral.

Angesichts dieser Bewertung der Bedeutung von KI wäre es aus Sicht von B&C nur folgerichtig, KI auch in die Unternehmensstrategie zu integrieren. Derzeit geben jedoch ca. 1/3 der Teilnehmer an, dass die Rolle von KI in ihrer Strategie noch nicht definiert ist und 1/3, dass KI nur als Ergänzung zu anderen wichtigen Themen gesehen wird (vgl. Abbildung 2).

Mögliche Gründe hierfür könnten sein:

  1. Die Überprüfung und Aktualisierung der Unternehmensstrategie findet nur selten und unregelmäßig statt, was B&C tatsächlich in der Praxis immer wieder begegnet. Oder aber akute Themen, wie die grüne Transformation und die schlechte Wirtschaftslage haben aktuell höhere Priorität.
  2. Möglicherweise sind in der Strategie Ziele wie Innovationsführerschaft oder Kostenführerschaft verankert und die Einführung von KI wird lediglich als ein Handlungsfeld zur Operationalisierung der Strategie und Erreichung dieser übergeordneten strategischen Ziele gesehen.

Potenziale der KI und Anwendungsbereiche

Das Ergebnis unserer Umfrage zeigt auch, dass die Potenziale von KI in verschiedenen Unternehmensbereichen unterschiedlich stark eingeschätzt werden. Besonders in Produktion und Planung/ SCM (mit je ca. 75%) sowie im Qualitätsmanagement und der Instandhaltung (mit je ca. 60%) wird ein großes Potenzial durch den KI-Einsatz erwartet (vgl. Abbildung 3), wohingegen nur ca. 40% der Studien-Teilnehmer Potenziale im Bereich IT oder im Vertrieb sehen.

KI ist vor allem aus dem Bereich der Sprachmodelle bekannt und mögliche Anwendungsfälle für solche Modelle sind daher in Unternehmensbereichen, die stark auf Kommunikation sowie Informationsaufbereitung und -austausch basieren, entweder bereits bekannt oder gut vorstellbar. Interessant ist jedoch, dass Potenziale in diesen Bereichen (siehe Antwortverteilung zu Vertrieb, Marketing oder IT) nur von wenigen Befragten in der Metallindustrie als wirksam gesehen werden. Dagegen werden Bereiche, wie Produktion und Planung/ SCM, in denen Sprachmodelle nur einen relativ begrenzten Beitrag leisten hinsichtlich der Potenziale durch die Metallindustrie als hoch bewertet.

Dies mag daran liegen, dass für diese Bereiche in der Branche schon einige Anwendungen in der Entwicklung und Umsetzung sind, die auf anderen Technologien als Sprachmodelle basieren (u.a. Computer Vision, maschinelles Lernen), und relevante Effizienz- und Kostenpotenziale zeigen.
Aus der Sicht von B&C gibt es einen zusätzlich wichtigen Aspekt bei den Potenzialen von KI zu berücksichtigen: Die Anwendung von Sprachmodellen bei der Erstellung von Programmcodes (IT) ist ein möglicher Booster für die Hebung von Potenzialen in allen Unternehmensbereichen. Denn bei der Codegenerierung sieht B&C das Potenzial, die Effizienz um 20-50% zu steigern und damit die Entwicklung von Anwendungen deutlich zu beschleunigen. Dies hat wiederum positiven Einfluss auf alle anderen Unternehmensbereiche in denen Ideen zu IT-Lösungen auf eine operative Umsetzung warten. Der Einsatz von KI in der IT schafft damit eine wichtige Grundlage für die Hebung der Potenziale im gesamten Unternehmen.

Nicht überraschend hingegen erscheint die Sicht der Befragten auf den Nutzen von KI im eigenen Unternehmen (vgl. Abbildung 4). So haben fast alle Teilnehmer Potenziale in der Datenanalyse und Entscheidungsunterstützung (95%), Echtzeitüberwachung und Fehlererkennung (82%) sowie Automatisierung und Effizienzsteigerung (80%) benannt. Etwas unter unseren Erwartungen liegt der Bereich der Kreativität und personalisierten Prozesse, in dem von den Teilnehmern kaum Potenziale gesehen werden (Innovation und Personalisierung mit jeweils nur ca. 20%).

Herausforderungen und notwendige Ressourcen

Für die erfolgreiche Umsetzung von KI-Projekten werden, wie bei allen anderen Initiativen in der Organisation, Ressourcen benötigt. Am häufigsten mangelt es den Unternehmen dabei an Fachkräften/ Know-how (75%) und in zweiter Linie am Budget (63%) (vgl. Abbildung 5). Diese beiden Ressourcen sind sicherlich eng miteinander verknüpft, jedoch sind Fachkräfte und insbesondere KI-Experten weiterhin kaum auf dem Markt verfügbar. Dieser Engpass kann, zumindest temporär, durch externe Dienstleister überbrückt werden, welche für die Hälfte der Befragten in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen.
Überraschend für B&C ist, dass mehr als die Hälfte der Befragten die Datenverfügbarkeit als gewährleistet ansieht, was sich nach unserer Erfahrung in der Praxis oftmals anders darstellt. So sind Daten häufig nicht in digitaler Form verfügbar (z.B. in Form von Auftragsbüchern an den Anlagen) oder die Datenqualität ist nicht ausreichend (z.B. fehlerhafte Eingaben). Bei der Verfügbarkeit der Technologie zeigt sich hingehen ein gespaltenes Bild (50/50). Dies ist aus Sicht von B&C nicht verwunderlich, da sich der Markt und die Anwendungen der KI-Technologie gerade so rasant entwickeln, dass eine hohe Ungewissheit über die „richtige“ Lösung besteht.

Ebenfalls wenig überraschend bewerten die Befragten einen Mangel an Know-how (77%) und die Komplexität der Technologie (50%) als wesentliche Herausforderung oder gar Hindernis für die Einführung von KI in ihrem Unternehmen (vgl. Abbildung 6). Datensicherheit bleibt, wie üblich bei allen IT-Projekten, ein relevantes Thema und wird immerhin von 48% der Befragten als Herausforderung genannt. Weniger als die Hälfte (43%) der Teilnehmer sehen das Budget als Herausforderung bzw. Hindernis, obwohl nach Einschätzung von 63% nicht ausreichend Budget zur Verfügung steht (vgl. Abbildung 5). B&C ist der Ansicht, dass dieser offensichtliche Widerspruch durch die zukünftige Berücksichtigung von Künstlicher Intelligenz in der Strategie aufgelöst werden könnte. Dadurch würde dem Ausbau von KI bei der Budgetvergabe mehr Bedeutung zugemessen.

KI-Pilotprojekte und Fahrplan zur Umsetzung von KI

Trotz der bestehenden Herausforderungen haben bereits gut 80% der Befragten erste KI-Pilotprojekte umgesetzt oder bereiten sich darauf vor. Nur ca. 20% haben noch keine Erfahrung zu KI in der Praxis gesammelt (vgl. Abbildung 7). Die Erfahrungen, welche bei der Einführung von KI-Piloten gesammelt werden, sind enorm wichtig und Pilotprojekte sind aus Sicht von B&C der richtige Ansatz, um dieses Thema anzugehen.

Der Blick in die Zukunft zeigt, dass sich die Metallindustrie aktiv auf dem Weg befindet, die Technologie zu nutzen, denn 66% der Teilnehmer planen die Durchführung von (weiteren) Pilotprojekten (vgl. Abbildung 8).

Zusätzlich plant etwa ein Drittel der Teilnehmer „Investitionen in Fachkräfte“. Dies erscheint gering, wenn man bedenkt, dass sich die Mehrheit (~3/4) der Teilnehmer offensichtlich einig ist, dass die Umsetzung von KI-Projekten heute unter einem Mangel an Fachkenntnissen leidet (vgl. Abbildung 6). Jedoch würde auch der Wille, in Fachkräfte in Form von Recruiting oder Schulungen zu investieren die Situation kaum verändern. Einerseits sind kaum KI-Experten auf dem Markt verfügbar und andererseits entwickeln sich die Anwendungen so rasant, dass die Schulungsangebote kaum Schritt halten können. Einige Unternehmen scheinen das fehlende KI-Know-how zunächst durch externes Know-how überbrücken zu wollen, denn 1/3 gaben Kooperationen mit Technologiepartnern an. Aus Sicht von B&C kann dadurch auch ein Wissenstransfer in die Unternehmen stattfinden, wodurch diese in die Lage versetzt werden, zukünftige Projekte durch eigene Mitarbeiter realisieren zu können.

Fazit

KI ist ein sehr wichtiges Thema für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Metallindustrie, insbesondere am Standort Deutschland bzw. Europa, der aktuell durch eine schwache gesamtwirtschaftliche Entwicklung sowie zusätzlich die Bewältigung der grünen Transformation belastet ist. Durch KI können enorme Potenzialschätze gehoben werden, jedoch gibt es aktuell doch auch erhebliche Umsetzungshemmnisse. Die Mehrheit der Teilnehmer setzt sich schon mit KI-Anwendung in der Praxis auseinander, was ein gutes Zeichen ist, denn der Weg zum erfolgreichen Einsatz von KI ist kein Sprint, sondern ein Dauerlauf und kostet Zeit.

Wichtig ist aus Sicht von B&C, dass KI in die Strategie eingebunden wird und es eine gut ausgearbeitete Roadmap gibt, welche die Puzzleteile (u.a. Vision, Organisation, Technologie, Pilotprojekte) für den erfolgreichen KI-Einsatz abdeckt und sicherstellt, dass diese ineinandergreifen.

Wenn Sie Fragen zur Studie oder zur Einführung von KI in Ihrer Organisation haben, wenden Sie sich bitte an info@bronk-company.com.

Ihre Ansprechpartner:

Benedikt Schmidt,
Senior Manager

Yannic Labrot,
Senior Consultant

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